Gedoptes Hirndoping

Die Krankenkasse DAK hat einen Report zum pharmakologischen Neuroenhancement – Hirndoping – vorgelegt. Auf den Titelseiten der Tageszeitungen und in den Online-Portalen fand er große Resonanz. Doch meist aus falschen Motiven heraus – das zeigen Schlagzeilen wie „Millionen Deutsche dopen sich für den Job“.

Machen Sie doch mal einen kleinen Selbsttest: Welche Meldung interessiert Sie mehr? Erstens: „Die überwältigende Mehrheit der Erwerbstätigen – etwa 83 Prozent – steht pharmakologischem Neuroenhancement grundsätzlich ablehnend gegenüber. Sie sehen entweder für sich persönlich keine vertretbaren Gründe und/oder vermeiden Medikamente möglichst gänzlich oder nehmen sie nur ein, wenn ein Arzt dies für medizinisch notwendig erachtet.“ Zweitens: „Knapp drei Millionen Deutschen haben schon einmal am Arbeitsplatz gedopt. Die Anzahl der Arbeitnehmer, die entsprechende Substanzen schon zum Doping missbraucht haben, ist in den vergangenen sechs Jahren stark gestiegen – von 4,7 auf 6,7 Prozent.“ Die Krankenkasse DAK hat offensichtlich vermutet, dass die zweite Nachricht diejenige ist, die mehr Aufmerksamkeit bekommt – und ihre Pressemitteilung zu ihrem DAK-Gesundheitsreport 2015 entsprechend formuliert. Demgegenüber finden sich in der 175-seitigen Studie auch andere Ergebnisse: Die Sätze der ersten Meldung finden sich wörtlich im Fazit des Reports.

Sogar weniger Akzeptanz für Hirndoping

83 Prozent grundsätzliche Ablehnung sind auch deshalb interessant, weil im vergleichbaren DAK-Report aus dem Jahre 2009 steht: „26 Prozent aller Befragten erachten beispielsweise das Bedürfnis, die Aufmerksamkeits-, Gedächtnis- und Konzentrationsleistungen im Beruf generell steigern zu wollen, als vertretbaren Grund für die Einnahme von Medikamenten ohne medizinische Notwendigkeit.“ Hieße im Umkehrschluss wohl, dass höchstens 74 Prozent das Hirndoping prinzipiell abgelehnt haben. Somit hätte sich der Anteil derjenigen, die Hirndoping unter bestimmten Umständen für akzeptabel halten, in den letzten sechs Jahren sogar verringert.

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